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GriechenlandHQ

faul in Griechenland 2001

Diesmal wurde der so ersehnte total faule Urlaub ein wenig mit Pech "versüßt":

mein Gespann am Haken des AbschleppwagensZoom
Dieser Urlaub hat wohl nicht ganz so begonnen wie er geplant war. Niemals hätte ich mir im kühnsten Alptraum vorstellen können, wie die ersten Tage dieses ach so erholsamen Urlaubs verlaufen hätten können.

Ich fahre einen Ford Sierra TD und der ist bekannt für eine große Schwachstelle: der Zahnriemen. Der reißt recht gerne und dann knallen die Zylinder gegen die Ventile und das ergibt i.a. einen Motortotalschaden. Daher habe ich bei dem Händler, der das Service von diesem Auto durchgeführt hat (das gute Stück wurde gebraucht erstanden), extra noch nachgefragt, ob der Zahnriemen auch wirklich beim Service getauscht wurde und erst wieder bei 120000km getauscht werden muß. Und er bestätigte...

Also düste ich an einem sonnigen - ja fast heißen - Samstag in Richtung Venedig, wo meine Fähre, eine nagelneue Highspeedfähre, am Sonntag um 16 Uhr mit mir nach Griechenland fahren sollte.

Ja, sollte, denn bei Kilometer 174,5 auf der A2 (für Unwissende, das ist kurz vor der Ausfahrt Graz Ost) stirbt der Motor bei ca. 90km/h einfach ab.

"So ein Sch***", dachte ich mir, was das bloß wieder sein könnte. Nun, rechts ran fahren, Alarmblinkanlage ein, Pannendreieck raus, Motorhaube auf: Der Keilriemen ist weg!

Wenn aber nur der Keilriemen fehlen würde, dann wäre der Motor nicht abgestorben. Mich beschleicht daher ein ungutes Gefühl...

Der Mann vom ARBÖ war dann innerhalb von 40 Minuten da, guckte bei der Beschreibung auch recht unglücklich drein, fummelte an der Abdeckung für den Zahnriemen und da lugte auch schon ein abgerissenes Stück heraus. Nun war die Sachlage ziemlich klar: Motortotalschaden!

Blöd ist nun das Abschleppen, denn ich habe ja einen Wohnwagen dran hängen und der nette Mann war nur mit einem Kleinlastwagen mit Abschleppbrille da. Nach kurzer Rückfrage bei der Zentrale wird eine nicht ganz so legale Vorgehensweise in Angriff genommen: Der Wagen kommt auf die Abschleppbrille, der Wohnwagen bleibt am PKW hängen! Nun gehen wir in die Geschichte der Abschleppdienste ein und bewegen uns als wirkliches Long Vehicle über die Autobahn und später quer durch Graz zum ARBÖ-Stützpunkt. Da haben einige schon blöd dreingeschaut!

Dort angekommen wird die weitere Vorgehensweise überlegt. Der Tauschmotor schlägt sich wohl mit um die 50kATS zu Buche und das ist das untere Minimum! Eine Reparatur kann man wohl nur selber machen, da sich das sonst nicht rentiert. Eins ist jedoch klar, schnell geht da garnix! Und die Zeit verrinnt, Sonntag 16 Uhr nähert sich rasant...

Also rufen wir eine Bekannte an. Vorschlag: "Du kommst mit uns nach Griechenland, wenn du uns dein Auto zur Verfügung stellst!" Die Gute ist leider kein Freund schneller Entschlüsse, aber sie macht einen Gegenvorschlag: "Ich borge euch das Auto für die 4 Wochen."

Also gut, wir machen's so. Daher wird der Sierra auf einen LKW verfrachtet, der Wohnwagen bleibt beim ARBÖ stehen, wir düsen damit wieder nach Wien, ich kralle mir das "Leihauto", bedanke mich überschwenglich und düse damit wieder in Richtung Graz. Inzwischen ist es 19 Uhr und nach der alten Planung hätte ich schon in Venedig sein sollen, aber wenn wir morgen früh losfahren, geht sich's noch aus.

Diese Gedanken hatte ich, als sich ein kleines gelbes Lämpchen am Armaturenrett in mein Auge brennt. Das Symbol habe ich zwar noch nie gesehen, sieht aber irgendwie nach ABS-Warnsignal aus. Na gut, werde ich in Graz halt noch einen Blick drauf werfen lassen. Nun beginnt auch schon die Dämmerung und ich wundere mich, das die Scheinwerfer gar so dunkel sind, aber was weiß man bei einem fremden alten Auto. Alle anderen Anzeigen halten sich in der Norm: Das Auto ist kühl, keine Batteriewarnanzeige, kein Ölproblem.

Bei Kilometer 119,0 (wieder für Unwissende, das ist nach dem Wechsel bei Hartberg) habe ich dann ein leider schon bekanntes Erlebnis: Bei ca. 130km/h stirbt der Motor ohne weitere Debatte ab. Wieder rechts ran, Warnblinkanlage ein, Pannendreieck raus. Zündung aus, Zündung ein, Licht geht ganz aus! Also kein Saft!

Ich greife wieder zum Handy, rufe 123 und erkläre wieder einem netten Herren vom ARBÖ mein Problem. Er stöhnt, denn nur 4km hinter mir wäre der viel nähere Stützpunkt Oberwart zuständig gewesen, so ist es wieder Graz und das ist noch recht weit. Er fürchtet, es wird so 1.5 Stunden dauern. Nach kurzem Zögern fragt er mich dann, wo ich denn hinwollte.

"Na ursprünglich nach Venedig, aber nach geänderter Lage nun nach Graz" "Sind Sie nicht der Herr, der seinen Wohnwagen bei uns vor der Türe stehen hat?" "Ja, schon. Ich bin nun mit dem Ersatzwagen unterwegs, ähhh unterwegs gewesen." "Nein, das kann doch nicht sein!" "Ich wünschte Sie hätten recht, aber ich stehe hier ziemlich sicher in der dunklen Nacht und die Warnblickanlage wird wohl auch nicht mehr lange blinken..."

Eine gute halbe Stunde später sehe ich blinkendes Blaulicht auf mich zukommen und die Herren von der Gendarmerie beehren mich. Das Polizeiauto bleibt vor meinem Wagen stehen, beide bleiben drinnen sitzen (da draußen ist's sicher gefährlich) und einer ruft aus dem Fenster heraus:

"Grüß' Sie. Haben wir ein Problem?" ("Keine Ahnung ob die Polizisten ein Problem hatten", Anmerkung der Red.) "So wie's ausschaut hat mich meine Lichtmaschine im Stich gelassen; der ARBÖ ist schon unterwegs, wird aber wohl noch eine Stunde brauchen." "Ist das Ihr Fahrzeug?" "Nein, habe ich von einem Freund geborgt, denn mein Auto ist vor ein paar Stunden mit Motortotalschaden ausgefallen." "Dann Führerschein und Zulassung, bitte!"

Nach langem Kontrollieren, auf Zettel schreiben, finster/offiziell dreinschauen gibt er mir die Papiere zurück, wünscht mir noch einen schönen Abend (wie man ihn halt hat, wenn man da so auf der Autobahn rumsteht) und sie düsen wieder ohne Blaulicht davon.

Eine weitere ¼ Stunde später hört die Alarmblinkanalge nach kurzem Todeskampf ganz auf; völlige Dunkelheit. Wenn nicht alle paar Sekunden ein lästiges Auto mit Scheinwerfer mit einem Meter Abstand vorbeigebraust wäre, hätte ich eine hübsche, romantische Aussicht auf einen schönen Sternenhimmel genießen können.

Eine weitere halbe Stunde später kommen dann die Leute vom ARBÖ. Eine kurze Zeit der Wiederbelebungsversuche vergeht, dann wird die Lichtmaschine abgeschrieben. Abschleppen (wieder mit Brille) gefällt ihnen garnicht, denn "da kommen wir ja nie an". Daher wird eine kleine Starterbatterie in den Motorraum gestellt (einfach so ins Kabelwerk) mit Starterkabeln mit der Batterie verbunden und mir wird erklärt:

"Fahren's jetzt ohne viel Stromverbrauch recht zügig nach Graz, wenn die Batterie nicht reicht sind wir eh' hinter Ihnen."

Also setze ich mich mit dem Auto in Bewegung (spende dabei ein Warndreieck dem nächstbesten Finder) und nach ein paar Minuten zeigt sich, daß das Abblendlicht wieder sehr duster wird und die ABS-Anzeige wieder leuchtet. So wird's wohl nix. Ich habe mich daher an einen anderen drangehängt (bei ca. 140km/h) und das Licht auf Positionslichter geschaltet. Geiles Feeling mit wenig Sicht bei 140km/h+!

Bei der Ausfahrt Graz West (ja, so weit hab' ich's geschafft) verläßt mich mein "Schlepper" und ich muß das Licht wieder aufdrehen, aber wie befürchtet drehe ich damit den Motor ab. Die ARBÖ-Leute sind auch gleich bei mir (auch recht flott mit einem Klein-LKW) und wollen für die kurze Strecke aber das Auto auch nicht mehr aufladen. Daher nehmen sie eine normale Autobatterie, stellen die auf den Beifahrersitz, schließen das ganze mit Starterkabel an meine leer Batterie an, drücken die Motorhaube ein wenig zu (zu geht sie bei den dicken Kabeln natürlich nicht) und fahren voraus, damit ich mich wenigstens nicht verirre.

Vorausfahren heißt mit 100km/h durch die 60iger Zonen und nach ein paar Holperer stehe ich wieder; die Kabel haben sich gelöst (nette Idee am Rande: Wäre das gut gewesen, wenn die Pluszange (ja die ist runtergegangen) irgendwo an's Blech gekommen wäre?)

Neu anklemmen und dann doch noch zum Stützpunkt gekommen (das inzwischen die Motorhaube ein paar mal aufgehen wollte, brauch' ich wohl nicht extra zu erwähnen). Dort wird die Batterie über Nacht aufgeladen, die Fähre wird per Handy auf unbestimmte Zeit verschoben. Am nächsten Tag fahre ich selbständig (mit dem was in der Batterie ist) zu einer Werkstatt, die auch Sonntags offen hat. Um 9 Uhr stelle ich das Ding hin und um 15 Uhr ist er fertig (wäre sogar 14 Uhr geworden, wenn nicht der Lehrling zwei Linke gehabt hätte).

Beim ARBÖ-Platz will ich nun nur noch schnell die Buchse der Anhängevorrichtung tauschen, denn auf dem Leihwagen ist eine alte 7polige, auf meinem Wohnwagen eine neue 13polige. Nur leider hat die Steckdose nicht die geringste Lust von dem Auto wegzukommen: alle Schrauben total zusammengerostet. Nach einigem Nachdenken versuche ich einen steckbaren Adapter zu bekommen, aber den kriegt man nicht am Sonntag. Also düse ich als letzte Möglichkeit wieder zur Werkstätte (die haben vielleicht ein Gesicht gemacht und gefürchtet, sie hätten was falsch gemacht), dort einen Stecker für den Wohnwagen gekauft und den getauscht. Nun war es auch schon wieder 18 Uhr und endlich konnten wir unsere Reise bis Klagenfurth fortsetzen.

Montags sind wir dann nach Venedig gefahren und konnten das Schiff pünktlich erreichen: Wir konnten somit den Urlaub um 2 Tage später beginnen (das Montagsschiff braucht leider deutlich länger als die nagelneue Fähre).

Blick von der Fähre auf den MarkusplatzZoom
Aber nach langem Kampf habe ich es doch geschafft. Die alte Fähre war erreicht und ich tuckerte - wie immer von Venedig aus - am Markusplatz vorbei.
endlich, Griechenland (Korfu) ist in SichtZoom
Und dieser Anblick von Korfu hatte diesmal irgendetwas triumphales an sich: Ich hab es doch geschafft!
Sonnenuntergang in KouroutaZoom
In Griechenland selbst habe ich dann nicht viel unternommen, denn wer weiß, vielleicht hat das Leihauto ja noch andere Tücken. So blieb mir nichts anderes übrig, als noch fauler wie sonst Sonnenuntergänge wie diesen zu beobachten. Was für ein hartes Schicksal! ;-)
Löschhubschrauber in KouroutaZoom
Ach ja, zwei mal kam totaler Streß auf, weil am anderen Ende der Bucht (ja, ja, was ein 300er Tele alles kann) ein Löschhubschrauber Wasser getankt hat. Das aber ganz nach südländischer Tradition: Nur keine Hektik!
das Schiff, das nur dann fährt wenn ich es nicht benutzeZoom
Die Rückfahrt sollte sehr gemütlich werden, da ich erstmals das neue Schiff gebucht hatte, daß Patras-Venedig in 24 Stunden schafft. Geplant war, an einem Sonntag um 13 Uhr mit der Fähre abzufahren, am Montag um 12 Uhr in Venedig zu sein, am Montag Abend in Klagenfurt zu übernachten und Dienstag zu Mittag in Wien zu sein, wo ich alles mit dem Wohnwagen und dem "Leihauto" erledigen wollte.

Und bei einer derart verkorksten Reise kann so ein einfacher Plan niemals gut gehen. Als ich um kurz nach 11 am Hafen war, kam uns eine Schweizerin entgegen und teilte uns mit, daß unser Schiff wegen eines Schadens nicht fährt! Im Zentralbüro konnte man uns nur anbieten mit dem nächsten Schiff um 24 Uhr zu fahren; das war aber eine alte Fähre die langsam rumtuckert. Also was soll's, umbuchen.
Nun standen wir von 12 Uhr mittags bis 12 Uhr nachts im Hafen bei ca. 34 Grad im Schatten in der prallen Sonne. Da war mir nicht mehr kalt. Am Abend kam das Schiff dann auch noch verspätet an, und wurde sehr langsam beladen, da jeder LKW von der Polizei auf illegale Grenzgänger kontrolliert wurde. Und so starteten wir erst deutlich später von Patras...
Am nächste Tag sind wir dann zufällig unserem Schiff begegnet. Jetzt weiß ich, daß es für ein anderes sehr altes Schiff eingesprungen ist...

Und somit ging auch dieser Urlaub zu Ende, aber ich hatte ja 3 Tage später die abolut unerträgliche Pflicht, auf Urlaub mit dem Hausboot zu fahren, aber das ist eine andere Geschichte...